Dorfläbe

Feb 2024

Fragen an Matthias Adelsbach über den VERAS Projektstand

Fragen an Matthias Adelsbach

Der Gesamtprojektleiter des Kantons Aargau ist stellvertretender Kantonsingenieur und hat bereits mehrere Male am Informationsforum über den Projektstand informiert.

Text: Pascal Nater, Kommunikationsverantwortlicher der Gemeinde Suhr

"Der Kanton plant seit Jahren. Nun kommt das Projekt in die entscheidende Phase. Sind Sie nervös?"

Matthias Adelsbach: Nein, nervös bin ich nicht, zumal ich überzeugt bin, dass wir ein sehr gutes Projekt erarbeitet haben, das für Suhr einen Nutzen bringt. Und meine Gespräche an der Gwärbi in Gränichen bestätigten mir, dass der Wunsch für eine Verbesserung der Situation auch in der Region sehr gross ist.

"Das Verkehrsprojekt VERAS ist ein grosses und teures Paket. Weshalb hat der Kanton nicht eine «einfache» Umfahrungsstrasse geplant?"

Matthias Adelsbach: Einfache Umfahrungsstrassen gibt es heute kaum noch, da es immer auch um die Frage geht, wo ist der Platz dafür vorhanden. So kam es auch bei VERAS, dass wir nun den Siedlungsraum mit einem Tunnel umfahren und damit auch Landwirtschaftsland schonen.

"Was passiert eigentlich, wenn Suhr den Kredit für VERAS ablehnt?"

Matthias Adelsbach: Ohne Massnahmen nehmen die Verkehrs problematik und die damit verbundenen Belastungen im Siedlungsraum von Suhr weiterhin zu. Für alternative Lösungen, zum Beispiel zur Verbesserung der Stausituationen an den Bahnübergängen, müssten wir zurück auf Feld Eins. In den nächsten zehn Jahren dürften kaum Baumassnahmen realisiert werden und die bereits gesprochenen Bundesmittel könnten nicht beansprucht werden. Für einige Teilaspekte des Projektes VERAS müsste die Gemeinde Suhr recht schnell andere Lösungen erarbeiten. Ein Beispiel dafür ist die Anbindung des Entwicklungsgebietes Bahnhof Süd an die Bernstrasse West im Bereich des heutigen Bahnüberganges. Kommt die VERAS- Umfahrungsstrasse nicht, müsste die Gemeinde im Rahmen ihrer Erschliessungs pflicht zeitnah selbst eine Verbindungsstrasse bauen. Deren Planung und Bau würde natürlich ebenfalls Zeit und Geld kosten.

"Wer zahlt bei einer Ablehnung des Kredites die Planungskosten?"

Matthias Adelsbach: Bislang hat der Kanton die Planungskosten getragen. Sollte der Kredit abgelehnt werden, würde das Projekt abgeschlossen. Im Rahmen der Abrechnung würde der Gemeinde Suhr ein Anteil der Planungskosten verrechnet. Grundlage für die Ermittlung des Kostenschlüssels ist auch dann das Strassengesetz.

"Wäre ein Halbanschluss an die Autobahn A1 nicht die bessere Lösung?"

Matthias Adelsbach: Das Bundesamt für Strassen (ASTRA) ist sehr zurückhaltend gegenüber neuen Anschlüssen, weil diese jeweils die Schwachpunkte beim Verkehrsfluss auf der Autobahn sind. Man muss auch verstehen, dass Autobahnanschlüsse wie ein Schwamm wirken und zusätzlichen Verkehr anziehen. Die Ortsdurchfahrten von Suhr und Gränichen würden damit sogar noch zusätzlichen Verkehr bekommen.

"Besteht nicht die Gefahr von Mehrverkehr durch den Suhrer Dorfkern, sobald der berüchtigte Stau beim Bahn übergang beim Möbel Pfister wegfällt?"

Matthias Adelsbach: Mit VERAS wird der Durchgangsverkehr in Richtung Wynental und in Ost-West-Richtung auf der Bernstrasse auf die Umfahrungsstrasse gelenkt. Aus Auswertungen von Verkehrsdaten wissen wir, dass dieser Durchgangsverkehr etwa 50% aller Autofahrenden ausmacht, die den Bahnübergang mit dem Auto passieren. Die anderen 50% haben ihr Ziel in Suhr in den verschiedenen Quartieren. Sie werden sicherlich auch froh sein, dass der Bahnübergang aufgehoben wird, denn mit dem Ausbau der SBB-Strecke sollen die Schliesszeiten an diesem Bahnübergang nochmals um 20% zunehmen.

"Die aktuelle Situation der sanierten Tramstrasse gibt im Dorf zu reden. Ist der Kanton bereit, diese nochmals neu zu beurteilen?"

Matthias Adelsbach: Wenn eine Situation auf einer Kantons strasse unbefriedigend ist, dann schauen wir sie an. Wichtig ist, dies mit objektiven Massstäben zu tun. Wir können derzeit keinen direkten Zusammenhang zwischen VERAS und dem Thema Tramstrasse er kennen und werden daher diese Themen nicht miteinander verknüpfen.

"Von VERAS profitiert ja nicht nur Suhr. Weshalb muss denn nur Suhr etwas daran zahlen?"

Matthias Adelsbach: Der Anteil von Suhr an den Gesamtkosten von VERAS wird bei wenigen Prozenten liegen. Der allergrösste Teil wird über die kantonale Motorfahrzeugsteuer finanziert, also z.B. von einer Autofahrerin, die in Frick wohnt oder dem Besitzer eines Lastwagens in Muri. Und sie haben relativ wenig von VERAS. Hinzu kommt ein grosser finanzieller Beitrag, den der Bund bereits zugesichert hat.